Einzelhandel vs. Internet – Online-Boom lässt Innenstädte veröden

Bis 2020 schließt jeder 10. stationäre Händler sein Geschäft

Kleine und mittelständische Händler geraten unter Druck. Bis 2020 könnten in der Folge des Strukturwandels bis zu 50.000 Standorte vom Markt verschwinden. Das zumindest sagt Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland, Stafan Genth. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnt vor einer Verödung der Innenstädte und das Kölner Handelsforschungsinstitut IFH kam bereits in einer bereits im August 2015 veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass bis 2020 jedem zehnten stationären Laden das Aus droht.

Diese Zahlen habe ich einem Pressebericht der hiesigen Tagespresse „Der Patriot“ vom 01.01.2016 entnommen. Längst ist dieser Strukturwandel Realität geworden, viele Leerstände in den Städten sprechen Bände und viele Einwohner und Einzelhändler sehen das mit Sorge, bzw. fragen sich, wie dem entgegen zu wirken ist. Die Antwort ist ganz einfach: Gar nicht! Eine pessimistische, subjektive Aussage? Stimmt, aber schauen wir uns mal gemeinsam einige Fakten an:

Warum Sie nichts dagegen tun können

Strukturwandel ist kein neues Phänomen. Erinnern Sie sich zurück: Früher gab es in fast jedem Wohngebiet „Tante Emma-Läden“, in jedem Straßenzug einen Kiosk. Diese wurden durch Supermärkte und Discounter sowie Tankstellen mit erweitertem Angebot und Öffnungszeiten verdrängt. Sind die Supermärkte schuld daran? Nein, es ist unser Verbraucherverhalten. Steigende Mobilität sorgt dafür, dass längere Anfahrten in Kauf genommen werden, wenn nur ausreichend Parkraum zur Verfügung steht. Vermehrte Berufstätigkeit, insbesondere von Frauen, ändert unser Einkaufsverhalten, eine große Artikelauswahl lockt und Discounter wecken den Schnäppchenjäger in uns.
So ist es auch mit dem Online-Handel: Das Angebot ändert unser Einkaufsverhalten.

Warum macht der Online-Handel dem stationären Handel heute so viele Probleme?

Das Internet hat unsere Kommunikation, unsere Arbeit, unser Leben und somit auch unser Einkaufsverhalten so massiv verändert wie kaum eine andere Entwicklung. Anders als frühere Entwicklungen ist das allerdings in einem enormen Tempo passiert. Hatten unsere Großeltern noch Zeit, ihre Geschäfte zu schließen, wenn sie in Rente gegangen und die Läden unrentabel geworden waren, verlieren die Händler heute ihre Umsätze so schnell an das Internet, dass Insolvenzen an der Tagesordnung sind.

„Du stehst nicht im – Du bist der Stau“ oder anders: Wir sind die Kunden

Gehören Sie auch zu den Menschen, die es bedauern, dass unsere Innenstädte veröden? Kaufen Sie bewusst im stationären Handel, um den Verfall zu stoppen? Prima, Sie sind ein Idealist! Aber sind wir mal ehrlich, wir kaufen nicht nur im Internet, weil dort der günstigste Preis lockt, sondern weil es uns viele weitere Vorteile bietet.
Ich z.B. finde es angenehm, Klamotten in Ruhe zu Hause an zu probieren. Ich bin in Vollzeit berufstätig und habe wenig Zeit zum Einkaufen. Geschenke kaufen in der Vorweihnachtszeit ist purer Stress, ich bin froh, dass das Internet mir das erleichtert. Ich buche meine Urlaube über das Internet, nutze Produktbewertungen, lasse mich inspirieren, konfiguriere mein neues Auto und vergleiche regelmäßig Strompreise – bequem auf dem Sofa und ich finde es toll! Darüber hinaus belegt eine Studie, dass der Versand von Artikeln, die im Internet bestellt wurden weniger CO2-Emmissionen verursacht, als die Fahrt zum Einkauf in die Innenstadt.

Der Preis für unser Konsumverhalten

Durch die Verschiebung von Umsätzen in den Onlinehandel werden zwangsläufig Leerstände entstehen. Besonders in Städten unter 50.000 Einwohnern droht eine regelrechte Verödung, in größeren Städten werden Randlagen in den Innenstädten leer bleiben. Dafür werden Toplagen in großen Städten weiter boomen und einen größeren Einzugsbereich erhalten. Immobilienbesitzer und Städteplaner werden umdenken und neue Lösungen entwickeln müssen. Ländliche Bewohner werden größere Strecken zurück legen müssen, wenn Sie stationär einkaufen möchten. Ich bin überzeugt, dass das mittelfristig auch für den Einkauf von Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs gilt.

Gewinner und Verlierer – auf beiden Seiten

Viele stationäre Händler werden den Kampf gegen den Online-Handel verlieren. Aber auch das Online-Geschäft ist schon lange kein Garant mehr für steigende Umsätze. Wer heute einen Online-Shop eröffnen möchte, braucht neben einer guten Idee viel fachliches Kompetenz, ein ordentliches Investitionskapital und nicht selten einen langen Atem. Selbst große Plattformen und Technologien sind plötzlich wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden (oder erinnern Sie sich noch an StudiVZ oder wie viele SMS schreiben Sie heute noch?).

Fazit

Sowohl Verbraucher wie auch Händler müssen umdenken und flexibler werden. Online- und Offline-Welt werden weiter miteinander verschmelzen. Ebenso die Medien. Smart-TV, Video on Demand, Streaming-Dienste, etc. sind bereits Alltag. Den meisten stationären Händlern fehlt schlichtweg das KnowHow um geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Vor allem für kleinere, inhabergeführte Unternehmen ist die Thematik zu umfangreich, um sie neben dem Tagesgeschäft zu bewältigen. So kommt es dazu, dass Firmen Online-Trends und Werbemaßnahmen schlichtweg verschlafen. 2015 hatten 66% aller Unternehmen eine eigene Internetseite. Aber immerhin 34% noch keine! Darüber hinaus sind sehr viele der Internetseiten nicht aktuell, technisch veraltet oder werden nicht aktiv und gezielt für Werbemaßnahmen genutzt. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Eine gute Werbestrategie ist nicht nur großen Unternehmen vorbehalten. So gibt es maßgeschneiderte Lösungen für jede Firmengröße – fragen Sie einen Fachmann/ eine Fachfrau und trauen Sie sich an neue Konzepte – Sie können es nicht aufhalten, aber mit gestalten!